Januar 15, 2016

Philosophie

Matrix, was ist das?

Matrix ist die Bezeichnung, die Maximilian Bernard für seine malerische Arbeit gewählt hat. Die Stilrichtung ist abstrakt-informell. Sie ist vieldeutig, im ursprünglichen Wortsinn ist Matrix der Mutterboden, der Grund also, aus dem alles hervorgeht, was das Licht der Welt erblickt und in diesem Licht lebendig bleibt. Keine bloß momentane Existenz, sondern eine verweilende. Auf den ersten Blick zeigt sich ein Rapport, ein Grundmuster, aber dieses wandelt sich ab in jeder Äußeren Wiederholung. Nichts freilich, was sich als Geschehnis erzählen ließe wie in der Abfolge der Einzelbilder eines Filmstreifens. Was hier zu leben scheint, ist wie ein stetiges ruhiges Atmen, gezeitenhaft, ungewollt und unbewusst, ein Pulsieren gewissermaßen. Und wenn es wie Szene ist, so im Gleichmaß dessen, was in regelmäßiger Wiederholung geschieht, ohne Ziel und Eile, vielmehr verharrend und zeitlos. Leben als Befindlichkeit, im Ganzen erfühlt anstatt in einer momenthaften Einzelheit festgehalten.
Es sind Abrollungen malerisch aufgetragener Farbgebilde, amorph, aber virulent; sie machen die Fläche des Bildträgers zum Raum, in dem sie schweben, sei es ballonhaft, sei es in einer Haltung des Schreitens oder Tanzens einander quasi umkreisend, sei es wie Blüten windbewegt. Aber nicht auf Identifikation hin angelegt, sondern in den Rätseln des Unbestimmten sich so verschleiernd wie enthüllend.
Leben nicht registriert, sondern als Erlebnis wahrgenommen und so vielleicht erkannt. Nicht nur Statik und Dynamik gehen leise ineinander auf, sondern in Stille Zeit und Ewigkeit. Was dem Betrachter widerfährt geschieht so innen wie außen. So mögen die Bilder von Maximilian Bernard Gleichnisse des Lebens an sich sein, der Metamorphose, die im Gestaltwandel das Wesen ungeschmälert gegenwärtig bleiben lässt.

Franz Joseph van der Grinten